AUSZEIT 2: Vaterzeit

2012 habe ich zum ersten Mal eine Auszeit vom Job genommen. Drei Monate nicht arbeiten, im Wohnmobil durch Europa und mit ganz viel Zeit für mich. Im Januar beginnt nun meine 2. Auszeit vom Job: diesmal für 7 Monate… und mit einer ganz besonderen Herausforderung…

Die erste Auszeit

Zu meiner ersten Auszeit 2012 wurde ich vom Designer Stefan Sagmeister inspiriert. In einem Artikel in der brandeins beschrieb er, wie er alle 7 Jahre seine gut gehende Design-Agentur für ein Jahr dicht macht (also so richtig: mit Telefon abmelden und Firmenschild abschrauben etc.!) und wie sein `erstes Mal´ weg vom Job war: inklusive den Sorgen seine Kunden zu verlieren und später den Anschluss zu verpassen. (Wen es interessiert: hier gibt´s einen Ted-Talk von Stefan Sagmeister dazu).

Ich wollte das also auch probieren und hatte dabei das große Glück, dass mein Kompagnon Sascha Götz und mein Büroteam mir sagten: „Geh! Mach dir keine Sorgen! Wir kümmern uns um den Laden!“ Und um eine lange Geschichte kurz zu erzählen: Ein Buch von Anselm Grün (ich glaube es hieß „Zurück zu den inneren Quellen“) war meine mentale Reisevorbereitung, ein gebrauchtes Wohnmobil (ich nannte es „das Weiße Haus“) war mein Wegbegleiter und rollendes Zuhause und eine Reise durch Europa war der Plan. Hier ein paar Bilder:

Diese erste Auszeit führte durch 7 Länder, war voller besonderer Begegnungen (auch die mit mir selbst), hielt am Schluss sogar noch ein schönes Praktikum auf dem Bau für mich bereit (ich war neugierig auf den Beruf des Zimmermanns und Lehmbauers ) und ist eine ganz eigene, abendfüllende Geschichte. Nur so viel: diese Reise hat mir persönlich ein paar einfache, aber für mich sehr wertvolle Erkenntnisse geschenkt:

Erkenntnis 1

Wenn ich arbeite, arbeite ich sehr viel und im Prinzip auch ständig – es war einfach gut zu merken, dass das nicht alles ist und die Profession auch mal gut ohne einen auskommt (das meine ich wirklich im positiven Sinne: das Ego bekommt einen gesunden Dämpfer und wenn man fehlt, entsteht zudem auch Raum in den andere hineinwachsen können).

Erkenntnis 2

Auf der Reise habe ich in den ersten Wochen natürlich auch weiter über Arbeitsthemen gegrübelt (das stellt sich nicht so schnell ab), bis irgendwann eine wirklich tiefe Auszeit-Entspannung (die war anders als ich es von Urlaubs-Entspannungen kenne) mir einen Spiegel vorhielt und ich merkte, mit wie viel „Energie“ ich manchmal an Gedanken und Projekten arbeite. Energie ist erstmal nichts Schlechtes, kann aber auch krampfig werden und Erkenntnis 2 klingt zwar etwas banal, ist es für mich aber nicht: „Wenn du etwas tust, tue es mit Freude!“ 

Erkenntnis 3

Diese erste Auszeit und deren Wirkung war im Nachgang nicht nur für mich, sondern auch für meine Kollegen und unsere Kunden ein Gewinn: Weil eine aufgeladene Batterie, ein Kontakt zu einer tieferen Entspanntheit und ein gut gelüfteter Kopf, genau die Quelle war, aus der ich in den kommenden 4 1/2 Jahren neue Ideen und Kraft geschöpft habe.

Falls du also mit dem Gedanken spielst ebenfalls eine Auszeit zu machen: Ich kann dich nur darin bestärken!

Auszeit 2: Vaterzeit

Fast 5 Jahre nach diesem ersten Mal `Raus aus dem Job´ stehe ich nun kurz vor meiner zweiten Auszeit: Im Moment schließe ich letzte Projekte ab, organisiere Übergaben und versuche nun von Woche zu Woche immer einen Gang weiter runterzuschalten.

Am 01.01.2017 beginnt meine zweite Auszeit. Diesmal für 7 Monate und mit einer ganz besonderen Aufgabe: ich kümmere mich Vollzeit um unsere im Mai geborene Tochter, während meine Partnerin wieder arbeiten geht.

Ich freue mich sehr auf diese Zeit UND: habe ordentliches Lampenfieber!
Zum einen, weil ich mich natürlich Frage, ob mein gerne in Dauer-Rotation und Neugier befindlicher Kopf das Loslassen der Arbeitsthemen (ich mach meinen Job ja einfach auch extrem gerne!) auch beim „Zuhausebleiben“ gut mitmacht – und zum anderen, weil ich diesmal eben nicht einfach in ein Wohnmobil steige und in den Tag für mich allein hineinlebe.

Meine „Chefin“ für diese kommende Zeit (sie ist zauberhaft!) hat ein ganz eigenes Timing und wenn ich in den vergangenen Monaten erleben durfte, mit welcher Hingabe und Bedingungslosigkeit sie von meiner Partnerin bisher ins Leben begleitet wird, habe ich einfach eine tiefe Achtung und den größten Respekt vor `Mama´ und wie sie diese Aufgabe meistert:

Kann ich das auch – so fulltime? So ganz und gar im Hier und Jetzt? Mit einer „Chefin“ die das Tempo vorgibt… und natürlich dem Haushalt? Kann ich die sicher auftretenden Gedanken an den Job immer wieder ziehen lassen?

Ich hab wie gesagt etwas Lampenfieber davor: bin aber in erster Linie neugierig, guter Dinge und freue mich einfach wahnsinnig auf dieses Privileg, so eine Zeit mit meiner Tochter erleben zu dürfen. (Und natürlich lese ich bereits fleißig Papa-Blogs, um die Illusion einer guten Vorbereitung aufrecht zu erhalten.)

Vielleicht liest das hier ja der ein oder andere Papa (oder auch die ein oder andere Mama) und schreibt mir ein paar Erfahrungen oder Tipps in die Kommentare unten.

So, für mich heißt es nun Zielgerade, Schreibtisch aufräumen und voller Vorfreude auf den Januar auch noch die letzen Wochen im Büro zu genießen! Euch, liebe Kollegen und liebe Kunden sag ich hiermit also langsam (und zum zweiten Mal): Ich bin dann mal weg! (01.01.2017 bis Ende Juli 2017) … auf Wiedersehen!

Euer Sascha

 

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